Ein Herz für O-Töne
Dieser Titel ist, zugegeben, geklaut. Er stammt von den Kolleg*innen Elisabeth Klaus, Carmen Thomas und Gerd Würzberg, die 1990 ein kleines Büchlein zum Alltagsjournalismus veröffentlicht haben. Es begleitet mich seit den Anfängen meiner Arbeit als Journalistin. Denn was gibt es Spannenderes, als den Menschen zuzuhören und ihre Geschichten aufzuschreiben oder ins Radio zu bringen? Ich bin mit Leidenschaft Journalistin. Und das seit inzwischen mehr als 20 Jahren.
Was mich oft am meisten berührt: Die kleinen Geschichten am Rande; Alltagsbegegnungen mit Menschen, die es nie in die Schlagzeilen schaffen werden und dennoch außergewöhnliche Dinge erlebt haben oder tun. Menschen, die es wert sind, dass ihre Geschichten weitererzählt werden: Der längst pensionierte Palliativ-Arzt, der sich nicht nur um Todkranke kümmert, sondern auch um Obdachlose. Der Hauptschullehrer, der seine Schüler*innen von Headhuntern coachen lässt, um ihnen den bestmöglichen Start ins Berufsleben zu ermöglichen. Der Vater eines bei den Bombenanschlägen auf die Madrider Vorortzüge 2004 getöteten Studenten, der unermüdlich gegen das Vergessen kämpft und anderen Betroffenen Hilfe anbietet.
Deshalb gehören die "Erlebten Geschichten" auf WDR 5, für die ich arbeiten darf, mit zu meinen Lieblingssendungen: Eine halbe Stunde Radio ohne Zwischentexte und Zwischenfragen. Menschen erzählen hier ihre Alltagsgeschichten, schildern ihre Erlebnisse. Berichten Ungewöhnliches und Spannendes. Ein Herz für O-Töne im wahren Sinne.